Jetzt zugreifen: Sandalen plus Auto für 3.600 Euro!
Sie zieren die Füße von Beyoncé, Victoria Beckham und Madonna – und kosten ein kleines Vermögen. Rund 1.800 Euro muss die modebewusste und exzentrische Kundin für die „Spicy Sandals” von Louis Vuitton hinblättern. Das entspricht etwa dem Monatslohn einer Erzieherin, einem 10tägigen Karibikurlaub oder - einem Kleinwagen.
Tatsächlich bietet der chinesische Autohersteller Geely ab 2012 ein Auto für läppische 1.800 Euro an, das, anders als die Luxustreter von Louis Vuitton, serienmäßig sogar mit Airbag ausgestattet sein soll. Wer in einem solchen Wagen unterwegs ist, kann getrost auf die französischen Edelschlappen verzichten und auf ein Paar Billigsandalen aus dem Discounter zurückgreifen.
Zynisch und unmündig
Ein Paar Luxussandalen so teuer wie ein Auto oder vielmehr ein Auto so billig wie ein Paar Luxussandalen? Über den Wert der Dinge sagen Preise ziemlich wenig aus. Schon dem irischen Schriftsteller Oscar Wilde galt ein Mensch, der von jedem Ding den Preis und von keinem den Wert kennt, als Zyniker. Wenn das stimmt, dann sind wir längst zu einer Gesellschaft von Zynikern mutiert. Denn immer öfter entscheidet nicht die Frage danach, was wir wirklich brauchen über den Kauf, sondern allein die Verlockung ein vermeintlich gutes Geschäft, ein Schnäppchen zu machen. Dass unser Gehirn dabei zum willenlosen Opfer von Gier, Geiz und Geilheit wird, ist mittlerweile sogar wissenschaftlich belegt.
Rationale Kaufentscheidungen verkümmern zur gesellschaftlichen Randerscheinung. Der moderne Konsument ist längst zum gefügigen Zahlmeister geworden, zu einer willfährigen Symbiose aus Bequemlichkeit und Machtlosigkeit. Ganz so, wie ihn sich die findigen Werbe- und Marketingstrategen schon immer gewünscht haben: Zynisch und unmündig.
Alles hat seinen Preis
Während die einen das Auto zum Preis eines Monatslohns als „Wohlstand für alle“ begrüßen, als wahren Fortschritt und „Demokratisierung der Mobilität“, weisen Kritiker auf die oft makabren Ursachen niedriger und niedrigster Preise hin: Lohndumping, unmenschliche Arbeitsbedingungen, Hungerlöhne und den Mangel an Mitbestimmung und politischer Freiheit der Bevölkerung in den produzierenden Billiglohnländern.
Das hippe iPhone etwa wäre hierzulande ziemlich unerschwinglich und kaum mehr an den Mann zu bringen, wenn es Hersteller wie die chinesischen Foxconn-Werke nicht gäbe. Die nach einer Selbstmordserie von Arbeitern in die Schlagzeilen geratene Monster-Fabrik sichert mit niedrigsten Herstellungskosten auch anderen Weltkonzernen wie Hewlett-Packard, Nokia und Nintendo lukrative Absatzmärkte. - Alles hat eben seinen Preis. Vor allem der niedrige.
„Was es alles gibt, was ich nicht brauche!“
Statt nach Nutzen und Wert der Dinge zu fragen und ihren Erwerb nach Bedarf und Bedürfnissen auszurichten, geben wir uns dem Kaufrausch hin. Längst machen wir keine rationalen Anschaffungen mehr und treffen nüchterne Kaufentscheidungen. Vielmehr sind wir zu hörigen und verzückten Jüngern in den Kathedralen des 21. Jahrhunderts geworden, in den Einkaufspassagen und Shopping-Malls, den Discountern, Factory Outlet Centern und Schnäppchen-Märkten mit Öffnungszeiten bis Mitternacht. Im Konsum vollführen wir einen Akt lustvoller Sinnstiftung. Da der allerdings nur von kurzer Dauer ist, verlangen wir nach immer neuen Befriedigungen, die wir im Rausch von Geiz und Geilheit, von Überfluss und Überdruss auf Wühltischen und in Warentempeln finden.
Wir haben „Wahnsinns-Preise“ und sind „doch nicht blöd“. Spielverderber hinten anstellen oder am besten gleich draußen bleiben. Konsumkritik „Nein Danke!“
Ausgerechnet ein Grieche rief, angesichts der Kauf- und Konsumfreude seiner Zeitgenossen, aus: „Was es alles gibt, was ich nicht brauche!“ Das war vor rund 2000 Jahren, der Euro-Rettungsschirm war noch nicht erfunden und der Mann hieß Aristoteles. Offenbar beruht der Fortschritt auf dem allgemeinen Verlangen des Menschen, über seine Verhältnisse zu leben.
Dieser Beitrag erscheint, ebenso wie weitere "Lesezeichen", bei Rhein-Onliner, dem Magazin für eine bessere Welt.
Tatsächlich bietet der chinesische Autohersteller Geely ab 2012 ein Auto für läppische 1.800 Euro an, das, anders als die Luxustreter von Louis Vuitton, serienmäßig sogar mit Airbag ausgestattet sein soll. Wer in einem solchen Wagen unterwegs ist, kann getrost auf die französischen Edelschlappen verzichten und auf ein Paar Billigsandalen aus dem Discounter zurückgreifen.
Zynisch und unmündig
Ein Paar Luxussandalen so teuer wie ein Auto oder vielmehr ein Auto so billig wie ein Paar Luxussandalen? Über den Wert der Dinge sagen Preise ziemlich wenig aus. Schon dem irischen Schriftsteller Oscar Wilde galt ein Mensch, der von jedem Ding den Preis und von keinem den Wert kennt, als Zyniker. Wenn das stimmt, dann sind wir längst zu einer Gesellschaft von Zynikern mutiert. Denn immer öfter entscheidet nicht die Frage danach, was wir wirklich brauchen über den Kauf, sondern allein die Verlockung ein vermeintlich gutes Geschäft, ein Schnäppchen zu machen. Dass unser Gehirn dabei zum willenlosen Opfer von Gier, Geiz und Geilheit wird, ist mittlerweile sogar wissenschaftlich belegt.
Rationale Kaufentscheidungen verkümmern zur gesellschaftlichen Randerscheinung. Der moderne Konsument ist längst zum gefügigen Zahlmeister geworden, zu einer willfährigen Symbiose aus Bequemlichkeit und Machtlosigkeit. Ganz so, wie ihn sich die findigen Werbe- und Marketingstrategen schon immer gewünscht haben: Zynisch und unmündig.
Alles hat seinen Preis
Während die einen das Auto zum Preis eines Monatslohns als „Wohlstand für alle“ begrüßen, als wahren Fortschritt und „Demokratisierung der Mobilität“, weisen Kritiker auf die oft makabren Ursachen niedriger und niedrigster Preise hin: Lohndumping, unmenschliche Arbeitsbedingungen, Hungerlöhne und den Mangel an Mitbestimmung und politischer Freiheit der Bevölkerung in den produzierenden Billiglohnländern.
Das hippe iPhone etwa wäre hierzulande ziemlich unerschwinglich und kaum mehr an den Mann zu bringen, wenn es Hersteller wie die chinesischen Foxconn-Werke nicht gäbe. Die nach einer Selbstmordserie von Arbeitern in die Schlagzeilen geratene Monster-Fabrik sichert mit niedrigsten Herstellungskosten auch anderen Weltkonzernen wie Hewlett-Packard, Nokia und Nintendo lukrative Absatzmärkte. - Alles hat eben seinen Preis. Vor allem der niedrige.
„Was es alles gibt, was ich nicht brauche!“
Statt nach Nutzen und Wert der Dinge zu fragen und ihren Erwerb nach Bedarf und Bedürfnissen auszurichten, geben wir uns dem Kaufrausch hin. Längst machen wir keine rationalen Anschaffungen mehr und treffen nüchterne Kaufentscheidungen. Vielmehr sind wir zu hörigen und verzückten Jüngern in den Kathedralen des 21. Jahrhunderts geworden, in den Einkaufspassagen und Shopping-Malls, den Discountern, Factory Outlet Centern und Schnäppchen-Märkten mit Öffnungszeiten bis Mitternacht. Im Konsum vollführen wir einen Akt lustvoller Sinnstiftung. Da der allerdings nur von kurzer Dauer ist, verlangen wir nach immer neuen Befriedigungen, die wir im Rausch von Geiz und Geilheit, von Überfluss und Überdruss auf Wühltischen und in Warentempeln finden.
Wir haben „Wahnsinns-Preise“ und sind „doch nicht blöd“. Spielverderber hinten anstellen oder am besten gleich draußen bleiben. Konsumkritik „Nein Danke!“
Ausgerechnet ein Grieche rief, angesichts der Kauf- und Konsumfreude seiner Zeitgenossen, aus: „Was es alles gibt, was ich nicht brauche!“ Das war vor rund 2000 Jahren, der Euro-Rettungsschirm war noch nicht erfunden und der Mann hieß Aristoteles. Offenbar beruht der Fortschritt auf dem allgemeinen Verlangen des Menschen, über seine Verhältnisse zu leben.
Dieser Beitrag erscheint, ebenso wie weitere "Lesezeichen", bei Rhein-Onliner, dem Magazin für eine bessere Welt.
colonna - 7. Jan, 12:02