Herr Kurt und Herr Murrt - Ein Gespräch über Kultur

Herr Murrt, kleingewachsen, runder kahlgeschorener Schädel, mit eingeklapptem Regenschirm bewaffnet, und Herr Kurt, sportlich, in dickem Pullover und Wanderschuhen, begegnen sich auf der Straße.

Herr Kurt: Sie sehen blass aus.

Herr Murrt: Und Sie versprühen ja wieder eine unerträglich gute Laune. Ich hab schon zu meiner Frau gesagt: Der Kurt, der ist bestimmt gedopt.

Herr Kurt: Ach was, ich ernähre mich nur gesund, viel Obst, Gemüse und Jogurt. Und ich genieße die lebendige Kultur in der Stadt.

Herr Murrt: Um Gottes Willen! Kultur in der Stadt, dass ich nicht lache! Bleiben Sie bei Ihrem Jogurt, da ist in einem Becher mehr aktive und lebendige Kultur drin als in der ganzen Stadt.

Herr Kurt: Die Stadt hat, Verzeihung, ein ausgesprochen reges Kulturleben. Denken Sie nur an die zahlreichen Vereine, die Orchester, Galerien und Museen.

Es beginnt zu regnen. Herr Murrt spannt seinen Schirm auf.

Herr Murrt: Ich weiß nicht, von welcher Stadt SIE reden. In Bad Honnef jedenfalls steht die Kultur genauso im Regen, wie Sie jetzt. Fördermittel: Fehlanzeige. Städtische Unterstützung: Auf Alibiniveau reduziert. Und Sponsoren: Nicht in Sicht. Die Förderung der Kultur in unserem Land ist vor allem Aufgabe der Städte und Gemeinden. Das allerdings ist noch nicht bis ins Rathaus vorgedrungen. Oder aber man entzieht sich jeder kulturpolitischen Auseinandersetzung mit dem gepflegten Hinweis auf knappe Kassen. Aber auch in Zeiten knapper Kassen ist Kulturförderung keine freiwillige Leistung.

Herr Kurt: Ich wusste gar nicht, dass Sie sich für Politik interessieren.

Herr Murrt: Papperlapapp. Mit Politik kann man keine Kultur machen. Die Politik muss aber für die notwendigen Rahmenbedingungen sorgen. Sie muss die Mittel zur Verfügung stellen. Schauen Sie sich doch nur den Haushaltsplan für das laufende Jahr an. Da gibt es etwas Geld für die Musikschule. Aber auch nur um das Angebot für junge Familien attraktiver zu gestalten. Mit Kulturarbeit hat das nichts zu tun.

Herr Kurt: Aber vielleicht kann man mit Kultur Politik machen.

Herr Murrt geht einen Schritt auf Herrn Kurt zu. Sie stehen nun beide unter dem Regenschirm.

Herr Murrt: Mit Kultur Politik machen…? Sie meinen doch nicht etwa…

Herr Kurt schweigt.

Herr Murrt: Sie glauben… Sie wollen doch nicht etwa sagen, dass… Nein, das ist ja abenteuerlich. Das ist unglaublich. Die Politik verhindert die Kultur, um nicht von der Kultur behindert zu werden? Aberwitzig! – Aber plausibel: Kultur ist unberechenbar, Kultur ist nicht nur schön und erbaulich, sie ist zuweilen auch unbequem und provokant. Sie polarisiert, sie irritiert und stört so manche Kreise… 28.000 Euro hat die Stadt Bad Honnef in diesem Jahr für Werbe- und Marketingmaßnahmen veranschlagt. Aber das Collegium Musicum muss sogar noch die Saalmiete fürs Kurhaus selbst bestreiten.

Herr Kurt: Richtig! Das ist sogar Politikern aus dem Bundestag aufgestoßen. Bereits vor Jahren hat der ehemalige Generalsekretär der CDU, Peter Hintze, eine „schöne Geste“ der Stadt gefordert, dem Orchester als musikalischem Aushängeschild der Stadt die Saalmiete zu erlassen.

Herr Murrt: Sie wissen aber Bescheid! Wo haben Sie das denn her?

Herr Kurt: Das Collegium Musicum selbst hat vor wenigen Wochen eine beeindruckende Dokumentation über die letzten 20 Jahre ihrer Geschichte vorgelegt*. Zweihundert Seiten dick, finden sich darin sämtliche Konzertkritiken aus der Zeit zwischen 1990 und 2009 und eben auch der Leserbrief von Herrn Hintze.

Herr Murrt: Und was hat der Brief bewirkt? Nichts! Nichts, weil der Schlaf der Ungerechten tief und schwer zu stören ist. Das Bad Honnefer Rathaus befindet sich im kulturpolitischen Tiefschlaf. Ein städtisches Schlaflabor steht am Rathausplatz Nr. 1.

Herr Kurt: Zugegeben, hellwach ist man, was das kulturelle Engagement betrifft, im Rathaus nicht gerade. Immerhin hat das Aalkönigskomitee gerade über 30.000 Euro an heimische Vereine und Institutionen ausgeschüttet.

Herr Murrt: Wovon der Löwenanteil an den Stadtjugendring und an Sportvereine gegangen ist. Aber auch hier wieder freiwillige private Unterstützung und ehrenamtliches Engagement. Und ein zufriedenes Schulterklopfen der Stadt. Nein, nein, Kulturförderung sieht anders aus.

Herr Kurt: Wenn ich Sie so reden höre, denke ich, Sie sollten in die Politik gehen.

Herr Murrt: Wollen Sie mich beleidigen?

Herr Kurt: Nein, aber einen streitbaren Vertreter ihrer Interessen könnte die Kultur in Bad Honnef gut gebrauchen.

Es hat aufgehört zu regnen. Herr Murrt klappt den Regenschirm ein. Männer in weißen Kitteln schieben Betten aus dem Rathaus. Die Beamten unter den Decken tragen Gehörschutz und schlafen.

Herr Murrt (nachdenklich): Aber wer wird mir zuhören?

Herr Kurt: Ich finde, Sie haben etwas Farbe bekommen. Schönen Tag noch.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei bei Rhein-Onliner, dem Magazin für eine bessere Welt.
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*Die Dokumentation „Collegium Musicum Bad Honnef – 1990 bis 2009“ ist für 10 Euro zu beziehen bei Adelheid aufm Kampe, Telefon 02224-6576

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Sie zieren die Füße von Beyoncé, Victoria Beckham und Madonna – und kosten ein kleines Vermögen. Rund 1.800 Euro muss die modebewusste und exzentrische Kundin für die „Spicy Sandals” von Louis Vuitton hinblättern. Das entspricht etwa dem Monatslohn einer Erzieherin, einem 10tägigen Karibikurlaub oder - einem Kleinwagen.

Tatsächlich bietet der chinesische Autohersteller Geely ab 2012 ein Auto für läppische 1.800 Euro an, das, anders als die Luxustreter von Louis Vuitton, serienmäßig sogar mit Airbag ausgestattet sein soll. Wer in einem solchen Wagen unterwegs ist, kann getrost auf die französischen Edelschlappen verzichten und auf ein Paar Billigsandalen aus dem Discounter zurückgreifen.

Zynisch und unmündig

Ein Paar Luxussandalen so teuer wie ein Auto oder vielmehr ein Auto so billig wie ein Paar Luxussandalen? Über den Wert der Dinge sagen Preise ziemlich wenig aus. Schon dem irischen Schriftsteller Oscar Wilde galt ein Mensch, der von jedem Ding den Preis und von keinem den Wert kennt, als Zyniker. Wenn das stimmt, dann sind wir längst zu einer Gesellschaft von Zynikern mutiert. Denn immer öfter entscheidet nicht die Frage danach, was wir wirklich brauchen über den Kauf, sondern allein die Verlockung ein vermeintlich gutes Geschäft, ein Schnäppchen zu machen. Dass unser Gehirn dabei zum willenlosen Opfer von Gier, Geiz und Geilheit wird, ist mittlerweile sogar wissenschaftlich belegt.

Rationale Kaufentscheidungen verkümmern zur gesellschaftlichen Randerscheinung. Der moderne Konsument ist längst zum gefügigen Zahlmeister geworden, zu einer willfährigen Symbiose aus Bequemlichkeit und Machtlosigkeit. Ganz so, wie ihn sich die findigen Werbe- und Marketingstrategen schon immer gewünscht haben: Zynisch und unmündig.

Alles hat seinen Preis

Während die einen das Auto zum Preis eines Monatslohns als „Wohlstand für alle“ begrüßen, als wahren Fortschritt und „Demokratisierung der Mobilität“, weisen Kritiker auf die oft makabren Ursachen niedriger und niedrigster Preise hin: Lohndumping, unmenschliche Arbeitsbedingungen, Hungerlöhne und den Mangel an Mitbestimmung und politischer Freiheit der Bevölkerung in den produzierenden Billiglohnländern.

Das hippe iPhone etwa wäre hierzulande ziemlich unerschwinglich und kaum mehr an den Mann zu bringen, wenn es Hersteller wie die chinesischen Foxconn-Werke nicht gäbe. Die nach einer Selbstmordserie von Arbeitern in die Schlagzeilen geratene Monster-Fabrik sichert mit niedrigsten Herstellungskosten auch anderen Weltkonzernen wie Hewlett-Packard, Nokia und Nintendo lukrative Absatzmärkte. - Alles hat eben seinen Preis. Vor allem der niedrige.

„Was es alles gibt, was ich nicht brauche!“

Statt nach Nutzen und Wert der Dinge zu fragen und ihren Erwerb nach Bedarf und Bedürfnissen auszurichten, geben wir uns dem Kaufrausch hin. Längst machen wir keine rationalen Anschaffungen mehr und treffen nüchterne Kaufentscheidungen. Vielmehr sind wir zu hörigen und verzückten Jüngern in den Kathedralen des 21. Jahrhunderts geworden, in den Einkaufspassagen und Shopping-Malls, den Discountern, Factory Outlet Centern und Schnäppchen-Märkten mit Öffnungszeiten bis Mitternacht. Im Konsum vollführen wir einen Akt lustvoller Sinnstiftung. Da der allerdings nur von kurzer Dauer ist, verlangen wir nach immer neuen Befriedigungen, die wir im Rausch von Geiz und Geilheit, von Überfluss und Überdruss auf Wühltischen und in Warentempeln finden.

Wir haben „Wahnsinns-Preise“ und sind „doch nicht blöd“. Spielverderber hinten anstellen oder am besten gleich draußen bleiben. Konsumkritik „Nein Danke!“

Ausgerechnet ein Grieche rief, angesichts der Kauf- und Konsumfreude seiner Zeitgenossen, aus: „Was es alles gibt, was ich nicht brauche!“ Das war vor rund 2000 Jahren, der Euro-Rettungsschirm war noch nicht erfunden und der Mann hieß Aristoteles. Offenbar beruht der Fortschritt auf dem allgemeinen Verlangen des Menschen, über seine Verhältnisse zu leben.

Dieser Beitrag erscheint, ebenso wie weitere "Lesezeichen", bei Rhein-Onliner, dem Magazin für eine bessere Welt.

Vuvuzelas am Gendarmenmarkt

Was soll man mit den Vuvuzelas nach der Fussball-WM noch anfangen? Die Vuvuzela-Gruppe des Konzerthaus Orchesters Berlin weiß Rat.

Das schönere Wort für Mundgeruch

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, heißt es. Wenn es sich dabei allerdings um Deodorant oder Mundwasser handelt, kann es mit der Freundschaft schnell vorbei sein. Auf den direkten oder auch freundlich verpackten Hinweis, dass wir unangenehm riechen, reagieren die meisten Menschen äußerst empfindlich. Dabei ist übler Geruch ein echter Kommunikationskiller.

Wer privat, vor allem aber beruflich viel mit Menschen zu tun hat, etwa Verkaufsgespräche führt, Kunden bedient, mit Kollegen oder dem Chef beim Meeting sitzt, weiß, dass der viel beworbene „frische Atem“ Sicherheit gibt. Der flüchtig-verstohlene Selbsttest mit vorgehaltener Hand ist dabei allerdings wenig aussagekräftig.

Versprechen mit kurzfristiger Wirkung

Der Ungewissheit darüber, ob der eigene Atem dazu führt, dass sich Gesprächspartner abwenden oder einen nachhaltig unangenehmen Eindruck mitnehmen, begegnen viele mit der Verwendung von Mundwässern, Kaugummis oder Bonbons und Pastillen, die einen frischen Atem versprechen. Doch die beim bakteriellen Abbau von organischem Material in der Mundhöhle entstehenden übelriechenden Schwefelverbindungen können so im besten Fall nur kurzfristig überlagert werden.

Bakterienherd Zunge

Entgegen der landläufigen Meinung, dass die Ursache für Mundgeruch am persönlichen Speiseplan liegt, vornehmlich Alkohol, Knoblauch und Zigaretten, weiß man heute, dass diese Faktoren nur einen ganz geringen Anteil an der Halitosis, wie Zahnmediziner den Mundgeruch nennen, haben. Hartnäckiger Mundgeruch entsteht in der Regel vielmehr durch Unreinheiten oder Entzündungen im Mund- und Rachenraum. Und zu über 40 Prozent liegt die Ursache für Mundgeruch auf der Zunge, wo sich über die Hälfte aller in der Mundhöhle existierenden Bakterien befinden. Konsequente Mundhygiene ist also unverzichtbar. Objektive Ursachenforschung jedoch bietet darüber hinaus die Möglichkeit frühzeitig sowohl prophylaktisch als auch therapeutisch einzugreifen.

Alarmsignal Mundgeruch – Ursachenforschung und Behandlung

Zur Messung des Schwefelgehalts des Atems kommt ein kleines, unscheinbares Gerät zum Einsatz. Dem Patienten wird ein an einem Schlauch befestigter Strohhalm in den Mund gehalten. „Atmen, nicht blasen!“ Anders als beim Alkoholtest atmet der Patient ruhig weiter. Die Atemluft wird in dem Gerät auf Schwefelanteile analysiert. Nahezu zeitgleich wird das Ergebnis dann am Computer in einer farbigen Kurve dargestellt.

„Wir haben mit dieser Methode die Möglichkeit den Grad der Halitosis in Form des Schwefelanteils im Atem objektiv zu messen“, erklärt Dr. Stephan Delschen, der sich auf die noch wenig verbreitete Halitosisbehandlung spezialisiert hat. „Wir führen in unserer Praxis sogenannte Mundgeruchs-Sprechstunden durch. Hier erfahren die Patienten, ob ihre Atemluft Schwefelanteile enthält. Die Ergebnisse der Messungen entscheiden dann darüber, ob der Patient in unserer Prophylaxe- Abteilung weiter behandelt wird oder welche anderen Maßnahmen zu treffen sind.“

Vorsorge stärkt die Eigenverantwortung

Die Resonanz auf die unkomplizierte und effektive Halitosis-Analyse und –Behandlung wächst ständig. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass die „Me¬dical+Dental Suite“, wo Dr. Stephan Delschen arbeitet, ihren Sitz im Köln-Bonner Flughafen hat. Praxisinhaber Jochem Heibach hat gute Erfahrungen vor allem mit den zahlreichen Geschäftsreisenden gemacht, die das Angebot nutzen. „Weil es bei uns keine Wartezeiten gibt, nehmen viele Reisende die Gelegenheit wahr und gehen auf Nummer Sicher, bevor sie den nächsten Geschäftstermin haben.“

Bereits in den frühen 90er Jahren, als das Wort Vorsorge in den meisten Zahnarztpraxen noch unbekannt war, baute Heibach eine Prophylaxeabteilung in seiner Stammpraxis in Rösrath bei Köln auf. „Vorsorge stärkt die Eigenverantwortung und macht die Ärzte selbst mehr und mehr zu Partnern und Unterstützern der Patienten“, ist Jochem Heibach überzeugt.

Und so kann die Halitosis-Behandlung als Früherkennungsinstrument nicht nur ernsthaften Erkrankungen im Mund und Rachenraum vorbeugen, sondern auch dem ein oder anderen unerwünschten Geschenk.

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Gesellschaftlicher und kultureller Umbruch durch Social Media

Die Bedeutung von Social Media wächst weiter. Wie die Umfrage "Medien-Trendmonitor 2010 - Journalismus in einem neuen Informationszeitalter" ergab, setzen mittlerweile über die Hälfte der knapp 2.700 befragten Journalisten bei ihrer Arbeit auf Social Media.

Die Ergebnisse der Umfrage machen zudem einmal mehr deutlich, dass der gesellschaftliche und kulturelle Umbruch, den wir heute durch das Internet und mit ihm erleben, den elementaren Veränderungen vergleichbar ist, die der Buchdruck vor über 500 Jahren bewirkte.

Keine Frage: Wir erleben heute spannende Zeiten - mit all ihren Herausforderungen, Überraschungen und den Chancen zur Gestaltung einer besseren Zukunft.

Hier die Präsentation zum Status quo in der Medienbranche - einschließlich Journalismus, Pressearbeit und Social Media Relations:

Aktuell: Bericht über die Konzertreise des Collegium Musicum Bad Honnef nach Meran

Die Einladung das Kammerorchester Collegium Musicum Bad Honnef auf seiner fünftägigen Konzertreise nach Meran zu begleiten, habe ich gerne angenommen. Die Bedingungen waren ideal: Nette Musiker, eine wunderschöne Landschaft bei herrlichem Wetter und nicht zuletzt die Südtiroler Küche. Ursprünglich sollte nur ein Beitrag über diese erste Konzertreise des Orchesters in den lokalen Medien erscheinen. Mit dem Wunsch auch die zahlreichen Bilder im Netz zu präsentieren, entstand die Idee, zusätzlich einen ausführlicheren und ganz persönlichen Rückblick auf die Reise zu schreiben.

collegiumunterwegs

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Lebst Du noch oder wohnst Du schon?

Nicht Möbel, sondern Menschen machen das Leben lebenswert – auch und vor allem im Alter. Dabei erfreuen sich alternative Wohnformen wachsender Beliebtheit. Der demographische Wandel und die Unzufriedenheit mit Alten- und Pflegeheimen führen zu neuen Wegen des Wohnens.

Leben im Alter – immer noch verbinden viele damit das Bild von trostlosen Altenheimen, abgeschobenen Senioren, von Demenz, Krankheit und Einsamkeit. Doch eine wachsende Zahl von Menschen sucht nach Möglichkeiten im Alter selbstbestimmt zu leben. Neue Wohnformen im Alter erfreuen sich wachsender Beliebtheit, und doch sind sie vielfach noch unbekannt. Möglicherweise ist das auch ein Grund dafür, warum die Entscheidung darüber, wo wir im Alter leben möchten, so lange heraus gezögert wird.

Nicht die Initiative aus der Hand geben

„Dabei sollte man die Entscheidung darüber, wo man im Alter leben möchte, so früh wie möglich treffen“, meint Margot Opoku- Böhler. Die Leiterin des Vereins „Neues Wohnen im Alter“, in Köln lebt selbst seit 12 Jahren in einem Kölner Wohnprojekt, in dem Alt und Jung neben- und miteinander wohnen. „Wer erst dann aktiv wird, wenn ein Leben ohne fremde Hilfe nicht mehr möglich ist, gibt die Initiative zum selbstbestimmten Handeln aus der Hand.“

Immerhin wollen rund 80 Prozent der Älteren so lange wie möglich – auch im Fall von Hilfe- oder Betreuungsbedürftigkeit – in ihrer eigenen Wohnung bleiben. Darum macht es durchaus Sinn, sich frühzeitig um alternative Wohnprojekte zu bemühen, die die Möglichkeit bieten, auch im Alter in vertrauter Atmosphäre zu leben und dabei gleichzeitig über ein dichtes soziales Netz zu verfügen. Gerade dies sei, erklärt Margot Opoku-Böhler im Gespräch mit Rhein-Onliner, ein erfolgreicher Weg, um auch im Alter noch aktiv und gesund zu bleiben.

Beugen soziale Kontakte Demenz vor?

„Zwar gibt es keine empirischen Studien darüber, dass gute soziale Kontakte im Alter ein Mittel gegen Demenz sind. Doch meine Beobachtungen und Erfahrungen zeigen ganz klar, dass ältere Menschen, die im Kontakt mit anderen sind, die sinnvolle Aufgaben haben und ihre Erfahrungen im Umgang besonders mit jüngeren Menschen einbringen, lange nicht so schnell abbauen, wie Menschen, die allein in ihrer Wohnung leben und keiner sinnstiftenden Beschäftigung mehr nachgehen.“

„Es geht um Integration und nicht um Ausgrenzung“

Der Verbleib in der eigenen Wohnung führt nicht selten dazu, dass sich ältere Menschen von der Gesellschaft isolieren. Das wiederum hat nicht selten zur Folge, dass sie die Fähigkeit zum sozialen Kontakt mehr und mehr verlieren. In diesem Stadium kann eine selbstbestimmte Entscheidung über die Wohnsituation kaum mehr getroffen werden. Dann müssen Kinder und Angehörige entscheiden. Meist führt dieser Weg ins Alten- oder Pflegeheim, wo die gesellschaftliche Isolierung sich fortsetzt. Genau dieser fatalen Entwicklung wollen die alternativen Wohnprojekte entgegenwirken. „Es geht um Integration und eben nicht um Ausgrenzung“, betont Margot Opoku-Böhler. „Natürlich muss jeder selbst wissen, wann er sich mit dem Thema auseinandersetzt. Aber je länger man zuwartet, umso schwieriger wird die Entscheidung – für alle Beteiligten.“

Alle Generationen profitieren

Es ist ein Irrtum, zu glauben „Wohnen im Alter“ sei ausschließlich ein Seniorenthema. „Ganz im Gegenteil“, sagt Margot Opoku-Böhler. „Wir haben heute bereits die dritte Generation der Wohnprojekte. Und bei den neueren gibt es bereits viel mehr jüngere Menschen, die dort wohnen; junge Familien mit Kindern etwa. Das tolle daran ist, dass die Kinder bei solchen Projekten gemeinsam aufwachsen. Außerdem profitieren sie nicht nur von den anderen Kindern im Projekt, sondern auch von den älteren Bewohnern.“

„Wohnformen im Alter, das ist eine politische und gesellschaftliche Querschnittsaufgabe. Doch die Politik tun nach wie vor zu wenig. Und viele Interessenten und Initiatoren von alternativen Wohnprojekten trauen der Politik nicht. Schließlich stellt der demographische Wandel die Gesellschaft vor mehr oder weniger vollendete Tatsachen und darum nehmen immer mehr Menschen das Thema Wohnen im Alter selbst in die Hand.“

Unterstützung bei Planung und Entwicklung von Wohnprojekten

Wer sich entschließt, in ein Wohnprojekt zu ziehen oder gar selbst eines auf die Beine zu stellen, steht zuerst einmal vor der Frage: Wo finde ich solche Projekte und was muss ich tun, um mitzuwohnen? Wo bekomme ich Hilfe und Unterstützung? Hier sind die Beratungsstellen die ersten wichtigen Ansprechpartner. Sie vermitteln nicht nur zu Gruppen und Projekten, die für die „Wohnungssuchenden“ von Interesse sein können, sondern sie geben darüber hinaus wichtige Informationen und Hilfestellungen, wenn es darum geht ein eigenes Wohnprojekt auf die Beine zu stellen. Dass solche Versuche nicht einfach sind und der Erfolg oft einen langen Atem braucht, zeigt etwa das Projekt „Gute Hausgemeinschaft“ in Bad Honnef. Initiator Gerhard Sakowski hat schon mit zahlreichen interessierten Menschen gesprochen. Doch viele waren schließlich nicht bereit große Summen in ein solches Projekt zu investieren. Gemeinsam ein Wohnprojekt zu stemmen ist mit viel Arbeit und mindestens ebenso viel Bürokratie verbunden. Dabei können gerade in der ersten Planungs- und Entwicklungsphase alle Beteiligten Einfluss auf das Projekt nehmen und ihre Ideen, Vorstellungen und Wünsche einbringen.

In NRW gibt es mittlerweile 75 fertiggestellte Projekte, über 50 weitere sind geplant bzw. bereits im Bau befindlich. Der Trend zeigt deutlich, dass ein selbstbestimmtes, solidarisches und auf gegenseitige Hilfe und Unterstützung ausgerichtetes Leben und Wohnen im Alter ein Thema für alle Generationen ist.

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Petting und andere Kleinigkeiten

Waren das noch Zeiten, als die englische Sprache uns bei den ersten Hormonschüben der Pubertät beistand. Schmusen oder Fummeln waren eindeutig out: Petting war angesagt. Mittlerweile hat die inflationäre Verbreitung englischer Vokabeln dazu geführt, dass es für zahlreiche Worte überhaupt kein deutsches Äquivalent mehr gibt. Das mag man bedauern oder nicht.

Häuslicher Zielflug

Auf die jüngste, nicht gerade einfallsreiche Übernahme einer englischen Vokabel stieß ich auf der Internationalen Möbelmesse in Köln. Der Trend dieses Jahres, so Veranstalter und Aussteller optimistisch, sei das sogenannte „Homing". „Homing“ das kling ähnlich gequält wie „Fresh-Air-Snapping“. Tatsächlich jedoch stammt der Begriff „homing“ aus der Luftfahrt und meint nichts anderes, als den Zielflug eines Flugzeugs.

Doch Marketingstrategen sind ja bekanntlich besonders kreativ und schmerzfrei, wenn es um die Vermeidung, um nicht zu sagen: die Vernichtung der deutschen Sprache geht. Und so erklärte mir eine junge Frau, - höchstens zwanzig mag sie gewesen sein, was sie jedoch nicht daran gehindert hatte, eine dermaßen üppige Make-up-Schicht aufzulegen, dass man lange hätte kratzen müssen, um auf ihre Haut zu stoßen – sie erklärte mir also auf Nachfrage, dass „Homing“ eine Lebensart beschreibe, bei der das eigene Zuhause zum sozialen Lebensmittelpunkt werde. Dann zupfte sie etwas affektiert am Revers ihres grünen Kostüms und sah mich erwartungsvoll an.

Vokabeln des Scheiterns?

Ach, so! Früher hieß das einfach „wohnen“. Aber wir kaufen ja auch nicht mehr ein, sondern gehen shoppen, wir besuchen keine Veranstaltungen mehr, sondern Events; im Büro sitzen wir beim Meeting und nach der Arbeit geht’s zur After-Work-Party in stylisher Garderobe oder ins Wellness-Studio. Selbst beim Fluchen muss es heute etwas cooler klingen: Bewährte sich das anschaulich-abstoßende Wort „Scheiße“ über Generationen hinweg als Ausdruck zornigen Scheiterns, so ist es in den letzten Jahren zunehmend der zwar unmissverständlichen, aber weniger treffenden Vokabel „Fuck“ gewichen.

Doch statt den Verlust sprachlicher Kreativität zu beklagen, sollten wir uns mehr über die wahren Bereicherungen aus dem amerikanischen Sprachraum freuen. „Couch-Potato“ etwa gehört dazu. Der „Couch-Potato“ ist Ausdruck einer kulturellen Entwicklung, in der der Stubenhocker ziemlich alt, um nicht zu sagen: antiquiert aussieht. Wobei wir also wieder beim Zuhause als dem sozialen Lebensmittelpunkt sind - mit Chips und Fernbedienung.

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