LESEZEICHEN: Haare Krishna
Friseure sind produktive Vermarkter. Auf diesen Gedanken zumindest kann man kommen, wenn man die Vielzahl der Geschäftsnamen betrachtet, mit denen sich meist kleine bis mittlere Handwerksbetriebe der schneidenden Zunft schmücken. Die Konkurrenz im Gewerbe von Schnitten und Frisuren ist groß. In vielen Städten sind ganze Straßenzüge mit Friseurgeschäften gepflastert. Und neben Pizzaservice und Frittenbude ist wohl kein anderes Gewerbe dermaßen beliebt bei jungen Gründern, wie das Friseurhandwerk. Gegessen und getrunken wird immer, heißt es. Und Haare? Sie wachsen gewöhnlich unkontrolliert und zur Freude der Friseure unaufhörlich und immer wieder nach.
Wo ein Angebot sich nicht vom anderen unterscheidet, da ist Originalität gefragt – Originalität in der Vermarktung. Was im Fachjargon „Alleinstellungsmerkmal“ heißt, also die Darstellung dessen, was ein Unternehmen von der Konkurrenz eindeutig unterscheidet und abgrenzt, heißt beim gemeinen Friseurgewerbe ganz einfach: ein origineller Name muss her!
Was die Kreativwerkstatt der Haardesigner sprachlich auf die Schaufensterscheiben bringt, lässt mir teilweise allerdings die Haare zu Berge stehen:
„Kopfsache“, „Kopfarbeit“ und „Hauptsache“ sind mittlerweile gnadenlose „Klassiker“, also Namen von Geschäften, an denen man vorbeigeht, weil es da offenbar nicht Neues gibt. „Haargenau“ ist haargenau das, was mich nicht neugierig macht, ebenso wenig wie „Haarmonie“ oder „Haarklinik“. Letztere ist ohnehin eher zum Weglaufen; wer will mit seinen Haaren schon ins Krankenhaus. Auch „Haaralarm“ erinnert mich eher an schrille Frisuren und haarige Experimente. Da gefallen mir „Haar-Stübchen“ oder „Lockenstube“ schon besser. „Haarzogtum“ ist reichlich an den Haaren herbeigezogen; wohingegen sich „Lockenbaron“, „Struwelpeter“ und auch „Locke & Glatze“ durchaus locker vom glatt gebürsteten Einerlei abheben. „Haarscharf“ und „pro Kopf“, „hair affair“ und „hair flair“ sind eindeutig schwach verglichen mit „haarspree“, einem Namen, der natürlich nur in Berlin funktioniert.
Haare hin, Glatze her: was der Kunde sucht - machen wir uns nichts vor - ist ein Haarschnitt, der zufriedenstellt. Ein mehr, meist jedoch weniger origineller Name reicht da nicht aus. Und wenn es darum geht, ein gutes Image zu etablieren, so taugen Namen nur dann zur Imagebildung, wenn Qualität und Service stimmen, wenn ich gut bedient werde, mit dem Ergebnis zufrieden bin und schließlich gerne wiederkomme. Wenn der Haarschnitt misslungen ist, taugt auch der beste Name nichts.
Namen sind kostbar. Sie sind Imageträger. Sie leben vom Engagement und von der Leistung eines Unternehmens. Wo diese fehlen, wird auch der Name selbst zum Träger von Defiziten.
Was für Friseure gilt, gilt auch für andere Branchen. Namen sind eyecatcher, die ihr Versprechen täglich aufs Neue einlösen müssen.
Übrigens: mein Friseur heißt schlicht „Friseur Schmitz“. Den Namen behalte ich nach jedem Besuch in guter Erinnerung.
Diese und alle bisher erschienenen Kolumnen finden Sie unter http://www.freiehonnefer.de/category/weltweit/lesezeichen
Wo ein Angebot sich nicht vom anderen unterscheidet, da ist Originalität gefragt – Originalität in der Vermarktung. Was im Fachjargon „Alleinstellungsmerkmal“ heißt, also die Darstellung dessen, was ein Unternehmen von der Konkurrenz eindeutig unterscheidet und abgrenzt, heißt beim gemeinen Friseurgewerbe ganz einfach: ein origineller Name muss her!
Was die Kreativwerkstatt der Haardesigner sprachlich auf die Schaufensterscheiben bringt, lässt mir teilweise allerdings die Haare zu Berge stehen:
„Kopfsache“, „Kopfarbeit“ und „Hauptsache“ sind mittlerweile gnadenlose „Klassiker“, also Namen von Geschäften, an denen man vorbeigeht, weil es da offenbar nicht Neues gibt. „Haargenau“ ist haargenau das, was mich nicht neugierig macht, ebenso wenig wie „Haarmonie“ oder „Haarklinik“. Letztere ist ohnehin eher zum Weglaufen; wer will mit seinen Haaren schon ins Krankenhaus. Auch „Haaralarm“ erinnert mich eher an schrille Frisuren und haarige Experimente. Da gefallen mir „Haar-Stübchen“ oder „Lockenstube“ schon besser. „Haarzogtum“ ist reichlich an den Haaren herbeigezogen; wohingegen sich „Lockenbaron“, „Struwelpeter“ und auch „Locke & Glatze“ durchaus locker vom glatt gebürsteten Einerlei abheben. „Haarscharf“ und „pro Kopf“, „hair affair“ und „hair flair“ sind eindeutig schwach verglichen mit „haarspree“, einem Namen, der natürlich nur in Berlin funktioniert.
Haare hin, Glatze her: was der Kunde sucht - machen wir uns nichts vor - ist ein Haarschnitt, der zufriedenstellt. Ein mehr, meist jedoch weniger origineller Name reicht da nicht aus. Und wenn es darum geht, ein gutes Image zu etablieren, so taugen Namen nur dann zur Imagebildung, wenn Qualität und Service stimmen, wenn ich gut bedient werde, mit dem Ergebnis zufrieden bin und schließlich gerne wiederkomme. Wenn der Haarschnitt misslungen ist, taugt auch der beste Name nichts.
Namen sind kostbar. Sie sind Imageträger. Sie leben vom Engagement und von der Leistung eines Unternehmens. Wo diese fehlen, wird auch der Name selbst zum Träger von Defiziten.
Was für Friseure gilt, gilt auch für andere Branchen. Namen sind eyecatcher, die ihr Versprechen täglich aufs Neue einlösen müssen.
Übrigens: mein Friseur heißt schlicht „Friseur Schmitz“. Den Namen behalte ich nach jedem Besuch in guter Erinnerung.
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colonna - 4. Aug, 16:42