Sind Sie ein Umweltaktivist?

Erinnern Sie sich noch an den 25. November 1973? Es war ein Sonntag. Und es war ein ganz besonders ruhiger, ein stiller Sonntag. Der 25. November vor 35 Jahren war der erste von insgesamt vier autofreien Sonntagen in der Bundesrepublik. Eingeführt worden war er als Reaktion auf die damalige Energiekrise. Ein zwei Wochen zuvor verabschiedetes Gesetz machte es möglich, und Fußgänger und Fahrradfahrer bevölkerten scharenweise die freien Autobahnen. Bereits Monate zuvor hatten sich deutschlandweit Fahrgemeinschaften gebildet. Statt allein im eigenen PKW zur Arbeit zu fahren, waren die Autos jetzt zunehmend mit ein, zwei oder drei Mitfahrern besetzt. Man wechselte sich ab, knüpfte neue Kontakte und freute sich bereits auf den nächsten autofreien Sonntag. Und Tramper gab es damals auch noch.

Wie sich die Zeiten ändern. An autofreie Sonntage denkt hierzulande niemand mehr, und statt der Gründung von Fahrgemeinschaften hat jeder Tramper heute sein eigenes Auto und damit sein Dasein als gesellschaftliche Randgruppe selbst ausgelöscht. Stattdessen wachsen die Klagen über steigende Energiepreise. Außer zaghaften Boykottaufrufen fügt man sich ganz offenbar ins Unvermeidliche. Natürlich wird gejammert. Aber ebenso natürlich wird getankt. Und wenn man den Angaben der Mineralölwirtschaft glauben darf, dann sparen die Verbraucher nicht am Sprit und suchen auch nicht nach alternativen Fortbewegungsarten. Wie auch? Wer täglich 70 km zur Arbeit fahren muss, kann schwerlich aufs Fahrrad umsteigen. Und mit der systematischen Stilllegung zahlreicher Nebenstrecken, stellt die Bahn für viele Berufspendler auch keine Alternative dar. Die Zahl der PKW-Neuzulassungen sank dennoch 2007 gegenüber dem Vorjahr um 9,2 %.

Aus Protest gegen die hohen Spritpreise hat nun ein 30 Jahre alter Arbeitsloser aus Bayern in Frankfurt am Main sein eigenes Auto abgefackelt. Die Polizei berichtet, dass der Mann seinen Protest eigentlich in Berlin habe vorbringen wollen. Ob er den Weg dorthin nicht gefunden hat oder aber ob die Tankfüllung nur bis Frankfurt gereicht hat, ist nicht bekannt. Der verzweifelte Mann ist wohl etwas zu kurz gesprungen. Nun wird er sich wegen Luft- oder Bodenverschmutzung verantworten müssen. Immerhin hatte er das Fahrzeug abseits geparkt, so dass man ihn wegen vorsätzlicher Straßenverkehrsgefährdung nicht wird belangen können.

Diese brachiale Methode ist sicher nicht geeignet Einfluss auf die Energiepreise zu nehmen. Den Schaden hat der Verursacher. Intelligenter Umweltaktivismus sieht anders aus. Wie wär‘s mit einem freiwilligen autofreien Sonntag oder der Gründung einer Fahrgemeinschaft? Vielleicht fragen Sie nächste Woche mal Ihren Chef, ob sie sich in Zukunft die Fahrten zur Arbeit mit ihm teilen können. Das würde Sie als kostenbewussten und sparsamen Mitarbeiter auszeichnen und Ihren Chef, sollte er Ihr Angebot ausschlagen, vielleicht dazu bewegen, Ihnen stattdessen eine Gehaltserhöhung zu geben.

Diese und alle bisher erschienenen Kolumnen finden Sie unter http://www.freiehonnefer.de/category/weltweit/lesezeichen

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