Geh was raus spielen, Opa!
Gut, die Alten werden immer jünger. Aber ob man deshalb gleich Spielplätze für sie einrichten soll? In Troisdorf jedenfalls macht sich genau dafür jetzt der Kommunalpolitiker Leo Müller stark. Wenn es nach ihm ginge, würden bald neben den Kinderspielplätzen, die im regelbesessenen Deutschland nur von Menschen bis zum zwölften Lebensjahr genutzt werden dürfen, Seniorenspielplätze entstehen – ausgestattet dann natürlich nicht mit Rutsche, Sandkasten und Klettergerüst, sondern mit altersgerechten Geräten.
Immerhin ist es bei unseren französischen Nachbarn Tradition, dass sich die Alten im Stadtpark zum gemeinsamen Boule-Spiel treffen. In Spanien gibt es bereits seit Jahren Seniorensport im Outdoorpark und in China gehört die kollektive Turnstunde für Rentner mitten in der Stadt zum Alltag.
Hierzulande gibt es zwar zahlreiche Sportvereine, Volkshochschulen und private Initiativen, die Sportprogramme für Senioren anbieten. Im öffentlichen Leben allerdings sucht man Plätze, auf denen Menschen über 60 sportlich aktiv sein können, vergeblich.
Der alte Deutsche oder der deutsche Alte verlegt seine Aktivitäten entweder in die eigenen vier Wände, wo er am Hometrainer für körperliche Ertüchtigung sorgt, oder er geht in die öffentlichen Hallenbäder, wo er sich meist zu kleinen Gruppen Gleichgesinnter zusammenschließt und zwischen sieben und acht Uhr morgens, bevor die Schulklassen die Bäder stürmen, stumm seine Bahnen zieht. Vermehrt werden seit einigen Jahren auch die sogenannten Nordic-Walker gesichtet. Sie gehören aber aufgrund ihrer raumgreifenden und mitunter etwas lächerlich anmutenden Betätigung zu dem Seniorenkreis, den man innerstädtisch vergeblich sucht. Dieser Spezies begegnet man eher an Uferpromenaden und auf Waldwegen. Nur vereinzelt verirren sich Nordic-Walker in Fußgängerzonen oder Einkaufsstraßen. Das ist auch gut so. Denn Horden solcher Geronto-Aktivisten würden nicht nur das Fortkommen in den Innenstädten erschweren, sie böten ausländischen Gästen auch ein ausgesprochen verzerrtes Bild deutscher Gemütlichkeit.
Der Vorstoß aus Troisdorf ist nicht neu. Der erste Seniorenspielplatz wurde bereits Ende der 90er Jahr im niedersächsischen Schöningen errichtet. Nahe Münster entstand im vergangenen Jahr ein sogenannter Generationenpark – was wohl nur ein anderes Wort für einen Spielplatz ohne Altersbeschränkung ist. Mittlerweile dürfen die Alten auch in Berlin, Frankfurt, Nürnberg und München wieder spielen.
Andere Städte wollen folgen. Bei der Planung, so die Behörden, sei in jedem Fall darauf zu achten, dass die Spielplätze für die letzten Lebensjahre gut einsehbar seien. Im Klartext: wenn die Oma von der Wippe fällt, soll das möglichst jeder mitbekommen, um schnell Hilfe zu holen.
Werden also bald die Parkbänke verschwinden und von Fitnessgeräten für Senioren ersetzt? Gehören all die poetischen Orte, wo die Alten sitzen und den Enkeln beim Spielen zuschauen, bald der Vergangenheit an. Die Gattung „Opa-geht-mit-Enkel-Enten-füttern“ ist endgültig im Aussterben begriffen. Die Zukunft wird uns braungebrannte und durchtrainierte Alte bescheren, 90jährige Skateboard-Fahrer, die auf der städtischen Senioren-Halfpipe abhängen, während ihre Kinder für die Rente ab 75 kämpfen.
Früher war sogar die Zukunft besser.
Alle bisher erschienenen Kolumnen finden Sie unter http://www.freiehonnefer.de/category/weltweit/lesezeichen
Immerhin ist es bei unseren französischen Nachbarn Tradition, dass sich die Alten im Stadtpark zum gemeinsamen Boule-Spiel treffen. In Spanien gibt es bereits seit Jahren Seniorensport im Outdoorpark und in China gehört die kollektive Turnstunde für Rentner mitten in der Stadt zum Alltag.
Hierzulande gibt es zwar zahlreiche Sportvereine, Volkshochschulen und private Initiativen, die Sportprogramme für Senioren anbieten. Im öffentlichen Leben allerdings sucht man Plätze, auf denen Menschen über 60 sportlich aktiv sein können, vergeblich.
Der alte Deutsche oder der deutsche Alte verlegt seine Aktivitäten entweder in die eigenen vier Wände, wo er am Hometrainer für körperliche Ertüchtigung sorgt, oder er geht in die öffentlichen Hallenbäder, wo er sich meist zu kleinen Gruppen Gleichgesinnter zusammenschließt und zwischen sieben und acht Uhr morgens, bevor die Schulklassen die Bäder stürmen, stumm seine Bahnen zieht. Vermehrt werden seit einigen Jahren auch die sogenannten Nordic-Walker gesichtet. Sie gehören aber aufgrund ihrer raumgreifenden und mitunter etwas lächerlich anmutenden Betätigung zu dem Seniorenkreis, den man innerstädtisch vergeblich sucht. Dieser Spezies begegnet man eher an Uferpromenaden und auf Waldwegen. Nur vereinzelt verirren sich Nordic-Walker in Fußgängerzonen oder Einkaufsstraßen. Das ist auch gut so. Denn Horden solcher Geronto-Aktivisten würden nicht nur das Fortkommen in den Innenstädten erschweren, sie böten ausländischen Gästen auch ein ausgesprochen verzerrtes Bild deutscher Gemütlichkeit.
Der Vorstoß aus Troisdorf ist nicht neu. Der erste Seniorenspielplatz wurde bereits Ende der 90er Jahr im niedersächsischen Schöningen errichtet. Nahe Münster entstand im vergangenen Jahr ein sogenannter Generationenpark – was wohl nur ein anderes Wort für einen Spielplatz ohne Altersbeschränkung ist. Mittlerweile dürfen die Alten auch in Berlin, Frankfurt, Nürnberg und München wieder spielen.
Andere Städte wollen folgen. Bei der Planung, so die Behörden, sei in jedem Fall darauf zu achten, dass die Spielplätze für die letzten Lebensjahre gut einsehbar seien. Im Klartext: wenn die Oma von der Wippe fällt, soll das möglichst jeder mitbekommen, um schnell Hilfe zu holen.
Werden also bald die Parkbänke verschwinden und von Fitnessgeräten für Senioren ersetzt? Gehören all die poetischen Orte, wo die Alten sitzen und den Enkeln beim Spielen zuschauen, bald der Vergangenheit an. Die Gattung „Opa-geht-mit-Enkel-Enten-füttern“ ist endgültig im Aussterben begriffen. Die Zukunft wird uns braungebrannte und durchtrainierte Alte bescheren, 90jährige Skateboard-Fahrer, die auf der städtischen Senioren-Halfpipe abhängen, während ihre Kinder für die Rente ab 75 kämpfen.
Früher war sogar die Zukunft besser.
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colonna - 26. Mär, 16:33