Hands up!
Es kommt ja eher selten vor, dass wir aufgefordert werden, die Hände zu heben. Ich jedenfalls erinnere mich nicht, dass ich in den letzten Jahren dem ultimativen Kommando „Hände hoch!“ hätte Folge leisten müssen. Überhaupt ist das ja in unseren Breitengraden nicht unbedingt die gängige Form miteinander umzugehen. Wenn wir die Hände heben, dann höchstens im Karneval und dann, bitteschön, „zum Himmel“. Bei Abstimmungen heben wir die Hände und auch mal um auf uns aufmerksam zu machen: „Ich hab‘ da mal 'ne Frage.“
Andere stecken ihre Hände lieber in die Hosentaschen, wie Altkanzler Schröder. Der hatte ja bekanntlich eine ruhige Hand, wobei nicht überliefert ist, ob es die linke oder die rechte war. Manchen sind die Hände gebunden, viele machen sich die Hände nicht schmutzig und andere haben ihre Hände überall mit drin.
Heutzutage gibt man die Hände frei. So, als seien sie vorher in Handschellen gewesen. „SPD-Spitze gibt Ypsilanti freie Hand in Hessen“ und „Frau Merkel gibt von Beust freie Hand für Schwarz-Grün“. Was die Zeitungen in der vergangenen Woche titelten klingt wie der Beginn einer neuen Bewegung: Freie Hände für freie Politiker. Weil nur wer die Hände frei hat, kann selbst bestimmen mit wem er schließlich Händchen hält. Ob die Parteispitzen damit aber weiter ihre Hände über die Koalitionsentscheidungen der Länder halten ist fraglich. Den koalitionären Handschlag haben jetzt die Landespolitiker allein zu verantworten.
Aber, Hand aufs Herz: Wen interessiert das überhaupt? Während immer noch und immer mehr Menschen von der Hand in den Mund leben - trotz sinkender Arbeitslosenzahlen - schaffen andere, unter der Hand, ein Vermögen am deutschen Fiskus vorbei nach Liechtenstein. Manch einen würde ich schon mal gerne mit vorgehaltener Waffe stellen und „Hände hoch!“ fordern, dass ihm die Geldbündel aus den Sakkotaschen fallen. Weniger des Geldes wegen, als vielmehr um solch lichtscheuen Gestalten einen nachhaltigen Schrecken zu versetzen. Aber warum sollte ich mir mit einem so kleinen Verbrechen die Hände schmutzig machen?
Wir werden also weitere Verhaftungen erleben und später Prozessen folgen, deren Urteile uns vermutlich nicht zufriedenstellen werden. So wie schon in der Vergangenheit. Statt „Hände hoch!“ wird es also „Geld her!“ heißen.
Manche werden sich jetzt die Hände reiben und mit Genugtuung den Sturz einzelner „Leistungsträger“ beklatschen, unnachgiebige Härte fordern und nach harten Strafen rufen. Andere stellen ganz lakonisch fest, dass Steuersünder dem zweitältesten Gewerbe der Welt nachgehen und man auch in Zukunft fest mit ihnen zu rechnen hat. Klingt irgendwie realistisch.
Ich jedenfalls habe noch alle Hände voll zu tun, bevor ich in die Verlegenheit komme, mir überhaupt ernsthaft Gedanken darüber zu machen, ob ich meine Steuern nun besser in Liechtenstein, Monaco oder auf den Kaiman-Inseln hinterziehen soll. Derweil lebe ich von meiner Hände Arbeit. Und freue mich über jede aufmunternde Kritik. Das ist schließlich immer noch besser, als in die hohle Hand geschissen.
Diese und alle bisher erschienenen Kolumnen finden Sie unter http://www.freiehonnefer.de/category/weltweit/lesezeichen
Andere stecken ihre Hände lieber in die Hosentaschen, wie Altkanzler Schröder. Der hatte ja bekanntlich eine ruhige Hand, wobei nicht überliefert ist, ob es die linke oder die rechte war. Manchen sind die Hände gebunden, viele machen sich die Hände nicht schmutzig und andere haben ihre Hände überall mit drin.
Heutzutage gibt man die Hände frei. So, als seien sie vorher in Handschellen gewesen. „SPD-Spitze gibt Ypsilanti freie Hand in Hessen“ und „Frau Merkel gibt von Beust freie Hand für Schwarz-Grün“. Was die Zeitungen in der vergangenen Woche titelten klingt wie der Beginn einer neuen Bewegung: Freie Hände für freie Politiker. Weil nur wer die Hände frei hat, kann selbst bestimmen mit wem er schließlich Händchen hält. Ob die Parteispitzen damit aber weiter ihre Hände über die Koalitionsentscheidungen der Länder halten ist fraglich. Den koalitionären Handschlag haben jetzt die Landespolitiker allein zu verantworten.
Aber, Hand aufs Herz: Wen interessiert das überhaupt? Während immer noch und immer mehr Menschen von der Hand in den Mund leben - trotz sinkender Arbeitslosenzahlen - schaffen andere, unter der Hand, ein Vermögen am deutschen Fiskus vorbei nach Liechtenstein. Manch einen würde ich schon mal gerne mit vorgehaltener Waffe stellen und „Hände hoch!“ fordern, dass ihm die Geldbündel aus den Sakkotaschen fallen. Weniger des Geldes wegen, als vielmehr um solch lichtscheuen Gestalten einen nachhaltigen Schrecken zu versetzen. Aber warum sollte ich mir mit einem so kleinen Verbrechen die Hände schmutzig machen?
Wir werden also weitere Verhaftungen erleben und später Prozessen folgen, deren Urteile uns vermutlich nicht zufriedenstellen werden. So wie schon in der Vergangenheit. Statt „Hände hoch!“ wird es also „Geld her!“ heißen.
Manche werden sich jetzt die Hände reiben und mit Genugtuung den Sturz einzelner „Leistungsträger“ beklatschen, unnachgiebige Härte fordern und nach harten Strafen rufen. Andere stellen ganz lakonisch fest, dass Steuersünder dem zweitältesten Gewerbe der Welt nachgehen und man auch in Zukunft fest mit ihnen zu rechnen hat. Klingt irgendwie realistisch.
Ich jedenfalls habe noch alle Hände voll zu tun, bevor ich in die Verlegenheit komme, mir überhaupt ernsthaft Gedanken darüber zu machen, ob ich meine Steuern nun besser in Liechtenstein, Monaco oder auf den Kaiman-Inseln hinterziehen soll. Derweil lebe ich von meiner Hände Arbeit. Und freue mich über jede aufmunternde Kritik. Das ist schließlich immer noch besser, als in die hohle Hand geschissen.
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colonna - 27. Feb, 14:27