Einige Bemerkungen über ganz viel frommen Sex
In der vergangenen Woche machte der neu gewählte Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Robert Zollitsch mit der Bemerkung, dass eine Verbindung von Priesteramt und Ehelosigkeit „nicht theologisch notwendig sei“ von sich reden. Er sprach sich deutlich gegen „Denkverbote“ beim Thema Zölibat aus.
Nun kann ein sexuell enthaltsamer 69jähriger Bischof gut und generös von der freien Liebe der Priester sprechen. Wir vermuten mit einigem Recht, dass das Thema für ihn persönlich und seine Lebensumstände nicht mehr von großer praktischer Relevanz ist. Einem dreißig Jahre jüngerer Amtsinhaber hingegen hätte man da schon eher persönliche Motive unterstellen können. Was ja auch nicht verwerflich ist.
Immerhin ist das Thema Sexualität in den vergangenen Jahren innerhalb der katholischen Kirche mehr diskutiert als praktiziert worden – sieht man von den bekanntgewordenen Fällen sexueller Übergriffe jener Priester ab, die zuerst ihre Macht- und Autoritätsfunktion innerhalb der Gemeinde und dann zahlreiche Kinder missbraucht haben. Ebenso unselig ist auch die endlose und unfruchtbare Diskussion über den Gebrauch bzw. den Nichtgebrauch von Kondomen. Es kommt einem zuweilen vor, als redeten Beduinen von der Seefahrt.
Darum erfrischt die Nachricht, die uns aus Amerika erreicht. Dort hat Pfarrer Paul Wirth, seines Zeichens Oberhirte der Relevant Church in Florida, einen Leitfaden zu emotionalen und praktischen Fragen der Partnerschaft vorbereitet, worin er seine verheirateten Gemeindemitglieder auffordert an jedem Tag in den kommenden vier Wochen Sex zu haben. Grund für diesen ungewöhnlichen Aufruf sei, so der Geistliche, die „Welle von Scheidungen“, die zeige, „dass die Bedürfnisse, die zu einem erfüllten Sexualleben führen, im Alltag zu kurz kommen.“
Ob das nun dazu führt, dass Ehemänner verstärkt zur Beichte gehen, weil Sie (dem letzten Entscheidungskampf der lokalen Football-Mannschaft, den sie gemeinsam mit Freunden in der Eckkneipe verfolgt haben, sei es geschuldet) sich nicht an die neuen strikten Vorgaben ihres Oberhirten gehalten und also ihren ehelichen Pflichten nicht nachgekommen sind – weder vor, geschweige denn nach dem Spiel – bleibt abzuwarten. „Herr, ich habe gesündigt: ich hatte gestern keinen Sex mit meiner Frau.“
Hierzulande sieht die Welt nicht viel anders aus. Die Scheidungsraten steigen, in deutschen Schlafzimmern herrscht „ tote Hose“ und dann werden wir auch noch immer dicker und dümmer. Man schlägt uns, als bayerische Einzelmeinung, zeitlich befristete Ehen vor, gewissermaßen auf Probe, lässt sich von mehrfach geschiedenen Ministern vertreten und vor Zeiten auch von einem mehrfach geschiedenen lupenreinen Kanzler, man hat Oswald Kolle wiederentdeckt und kokettiert gleichzeitig in bestimmten Kreisen mit einer neuen Prüderie.
Die Ratschläge für erfolgreiche Ehen, ein glückliches Familienleben und sinkende Scheidungszahlen werden immer gerne gehört – wenn auch nicht immer verfolgt. Besonders dann, wenn man Zweifel an der Autorität und Glaubwürdigkeit der Ratgeber hat.
Paul Wirth aus Florida gibt zu seinen eigenen Praktiken keine näheren Informationen. Allerdings ist er Protestant und damit von der Bürde des Zölibats befreit. Nur soviel: "Wir sind der Meinung, dass die Kirche viel zu lange zu diesem Thema geschwiegen und Leute zu der Annahme verleitet hat, Gott sei gegen Sex - was den Aussagen der Bibel widerspricht." Offenbar hält das Buch der Bücher hier also noch einige Überraschungen bereit. Ob die Bibel allerdings demnächst in Sexshops ausliegen wird, darüber ist noch nichts bekannt.
Diese und alle bisher erschienenen Kolumnen finden Sie unter http://www.freiehonnefer.de/category/weltweit/lesezeichen
Nun kann ein sexuell enthaltsamer 69jähriger Bischof gut und generös von der freien Liebe der Priester sprechen. Wir vermuten mit einigem Recht, dass das Thema für ihn persönlich und seine Lebensumstände nicht mehr von großer praktischer Relevanz ist. Einem dreißig Jahre jüngerer Amtsinhaber hingegen hätte man da schon eher persönliche Motive unterstellen können. Was ja auch nicht verwerflich ist.
Immerhin ist das Thema Sexualität in den vergangenen Jahren innerhalb der katholischen Kirche mehr diskutiert als praktiziert worden – sieht man von den bekanntgewordenen Fällen sexueller Übergriffe jener Priester ab, die zuerst ihre Macht- und Autoritätsfunktion innerhalb der Gemeinde und dann zahlreiche Kinder missbraucht haben. Ebenso unselig ist auch die endlose und unfruchtbare Diskussion über den Gebrauch bzw. den Nichtgebrauch von Kondomen. Es kommt einem zuweilen vor, als redeten Beduinen von der Seefahrt.
Darum erfrischt die Nachricht, die uns aus Amerika erreicht. Dort hat Pfarrer Paul Wirth, seines Zeichens Oberhirte der Relevant Church in Florida, einen Leitfaden zu emotionalen und praktischen Fragen der Partnerschaft vorbereitet, worin er seine verheirateten Gemeindemitglieder auffordert an jedem Tag in den kommenden vier Wochen Sex zu haben. Grund für diesen ungewöhnlichen Aufruf sei, so der Geistliche, die „Welle von Scheidungen“, die zeige, „dass die Bedürfnisse, die zu einem erfüllten Sexualleben führen, im Alltag zu kurz kommen.“
Ob das nun dazu führt, dass Ehemänner verstärkt zur Beichte gehen, weil Sie (dem letzten Entscheidungskampf der lokalen Football-Mannschaft, den sie gemeinsam mit Freunden in der Eckkneipe verfolgt haben, sei es geschuldet) sich nicht an die neuen strikten Vorgaben ihres Oberhirten gehalten und also ihren ehelichen Pflichten nicht nachgekommen sind – weder vor, geschweige denn nach dem Spiel – bleibt abzuwarten. „Herr, ich habe gesündigt: ich hatte gestern keinen Sex mit meiner Frau.“
Hierzulande sieht die Welt nicht viel anders aus. Die Scheidungsraten steigen, in deutschen Schlafzimmern herrscht „ tote Hose“ und dann werden wir auch noch immer dicker und dümmer. Man schlägt uns, als bayerische Einzelmeinung, zeitlich befristete Ehen vor, gewissermaßen auf Probe, lässt sich von mehrfach geschiedenen Ministern vertreten und vor Zeiten auch von einem mehrfach geschiedenen lupenreinen Kanzler, man hat Oswald Kolle wiederentdeckt und kokettiert gleichzeitig in bestimmten Kreisen mit einer neuen Prüderie.
Die Ratschläge für erfolgreiche Ehen, ein glückliches Familienleben und sinkende Scheidungszahlen werden immer gerne gehört – wenn auch nicht immer verfolgt. Besonders dann, wenn man Zweifel an der Autorität und Glaubwürdigkeit der Ratgeber hat.
Paul Wirth aus Florida gibt zu seinen eigenen Praktiken keine näheren Informationen. Allerdings ist er Protestant und damit von der Bürde des Zölibats befreit. Nur soviel: "Wir sind der Meinung, dass die Kirche viel zu lange zu diesem Thema geschwiegen und Leute zu der Annahme verleitet hat, Gott sei gegen Sex - was den Aussagen der Bibel widerspricht." Offenbar hält das Buch der Bücher hier also noch einige Überraschungen bereit. Ob die Bibel allerdings demnächst in Sexshops ausliegen wird, darüber ist noch nichts bekannt.
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colonna - 26. Feb, 21:01